Bilder: Ingrid Schappe
Text: Anja Kernig, Saarbrücker Zeitung
Knapp 40 Frauen wirkten an der Zukunftswerkstatt im Komm-Zentrum mit, bei der es um Veränderungen in Neunkirchen ging. Stadtentwicklung, Müll und Barrierefreiheit kristallisierten sich als Hauptthemen heraus, wo Handlungs- und Verbesserungsbedarf besteht.
„Schön, wenn das Haus mal voller Frauen ist“, strahlte Ulrike Heckman mitten im Getümmel. Wobei das einigermaßen überraschend kam. Im November hatte das Regionalbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung Rheinland-Pfalz/Saarland zusammen mit den lokalen Veranstaltern die Zukunftswerkstatt im Kommunikationszentrum mangels Interesse absagen müssen.
Ein bisschen perplex war nicht zuletzt Moderatorin Annette Vollmer, die sich knapp 40 Teilnehmerinnen gegenüber sah. Sie alle einzubinden und zu Wort kommen zu lassen, erwies sich angesichts des engen Zeitfensters als echte Herausforderung.
„Ich bin gespannt, was Sie für Ideen finden und erreichen wollen“, begrüßte Vollmer die Runde. „In der Urform dauert die Zukunftswerkstatt drei Tage, wir haben das auf einen Nachmittag verkürzt.“ In der Kennenlern-Runde kristallisierte sich als zentraler Wunsch der Anwesenden heraus, neue Kontakte zu knüpfen und Netzwerke zu bilden. Oder, wie es Ulrike Heckmann von der Bürger-Initiative Neunkirchen Saar (BINS) formulierte, „die städtische Frauenschaft zusammen zu bringen“.
Danach durfte ausgiebig gemeckert, „aber nicht gejammert“ werden. Was erwartungsgemäß recht leicht fiel: Zweckentfremdete, behindertenunfreundliche Gehwege, auf denen neuerdings Ladekabel von E-Autos zusätzliche Hindernissen bilden, kamen genauso zur Sprache wie der große Mangel an Kinderärzten und Kitaplätzen, ungenügende Bus-Verbindungen, Leerstände, Kippen und Hundekot und so weiter. „Es ist eine trostlose Stadt, keine zum Leben“, meinte eine der Damen resigniert.
Doch das soll sich ja ändern – durch Frauenpower. Womit man zur „Utopie“-Phase kam. Ein grünes, verkehrsberuhigtes Neunkirchen mit einspurigen Straßen und Nachbarschaftsgärten lautete eine der Wünsche, ein anderer drehte sich um ein Familien-Kinder-Zentrum hinterm Rathaus. Worauf man schon mal mit einem Glas Sekt anstieß. Schließlich, die Zeit war schon weit fortgeschritten, ging es an die Projektphase und damit vom allgemeinen Ansatz zum persönlichen. „Bitte überlegt, was ihr selbst tun wollt und könnt.“
Hier kristallisierten sich drei Arbeitsfelder heraus: Stadtentwicklung, Müll und Barrierefreiheit. Die Arbeit an diesen Themen soll in jedem Fall fortgesetzt werden. Annette Vollmer bestärkte die Teilnehmerinnen in ihrem Engagement: „Ihr seid ganz schön viele und Ihr habt ganz schön Power.“
Was die Neunkircher Frauenbeauftragte genauso sieht: „Ich bin mehr als zufrieden, es waren so viele Frauen da, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet“, zog sie ein rundum positives Fazit. „Alle Beteiligten waren von der Veranstaltung begeistert“, den Organisatorinnen wurde mehrfach „von Herzen für die Idee und Organisation dieser besonderen Art des Miteinanders“ gedankt.
Annette Pirrong zeigte sich optimistisch, dass konstruktives Arbeiten angestoßen wurde. So wurden bereits Termine für neue Treffen vereinbart, im Herbst ist ein weiteres Seminar in Sachen Stadtentwicklung angedacht. „In Homburg gab es vor Jahren auch eine Zukunftswerkstatt. Dort wurde ein Café gegründet, das gibt es heute noch.“ Ein dickes Dankeschön ging nicht zuletzt an die Internationale Frauenkochgruppe der Bürger-Initiative Neunkirchen Saar für die gelungenen „kulinarischen Überraschungen“. Leckere Salate und Fingerfood „rundeten den wunderbaren Abend ab“.